Christian Treutler
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Es ist jetzt nicht so, dass ich wöchentlich in Sterne-Restaurants verkehre, aber ein paar Mal hatte ich im Leben schon das Vergnügen – und was wir im Schwarzgold auf dem Gelände der Kokerei Hansa erleben durften, gehört absolut mit zu meinen besten kulinarischen Erfahrungen ever.
Das Gebäude an sich ist schon spektakulär, mit dem modernen Loft-Charakter des ehemaligen Industriebaus. Oben befindet sich mit dem „Butterraum“ ein stylisher Hybrid aus Café und Bar. Im Abendbetrieb des Schwarzgolds wurden wir direkt oben abgeholt, sehr freundlich begrüßt und nach unten in den Restaurant-Bereich geführt. Dieser stellt einen sehr stimmigen, modern-gediegenen Kontrast in den namensgebenden Farben Schwarz und Gold dar. Das schafft ein angenehm ruhiges, elegantes Ambiente, ist aber keineswegs düster, weil man immer wieder den Blick Richtung offener Küche schweifen lässt, die im hellen Loft-Bereich liegt. Insgesamt ein spannendes, aber irgendwie auch entspanntes und gemütliches Umfeld.
Der Service war den ganzen Abend über fantastisch und – was uns sehr gut gefallen hat – wunderbar gut ins Ruhrgebiet passend. Denn bei aller Kompetenz und Förmlichkeit wird hier „respektvoll geduzt“ und das Personal hat immer Humor und Charme.
Doch entscheidend ist noch immer auf dem Teller. Und was uns da innerhalb des Fünf-Gang-Menüs (plus zusätzlichen Kleinigkeiten) serviert wurde, hätte nicht nur in Dortmund, sondern auch in Berlin, New York oder London in hochdekorierten Sterneläden über den Tisch gehen können.
Von den kleinen Vorspeisen (Besonderes Highlight für mich war die Makrele) zum Start über Spargel und Lachsforelle (Mein Lieblingsgang überhaupt) bis hin zum nicht weniger fantastischen Kaninchen im Hauptgang durften wir ein konstant hohes Niveau erleben, wie ich es in dieser Form und ohne jeglichen Spannungsabfall über so viele Gänge überhaupt noch nie erlebt habe.
Dabei ist vom ersten Moment an eine klare Handschrift und kulinarische Idee erkennbar. Die Küche verfügt über ein enormes, aus meiner Sicht klassisch-französisch geprägtes, Handwerk auf allerhöchstem Niveau, das nicht nur im Ruhrgebiet seinesgleichen sucht. Dabei bleibt aber nichts in Tradition verhaftet, die Kreation der Speisen ist zeitgeistig/modern und – auch das in der Hochküche nicht selbstverständlich – in jedem Gang durchaus zugänglich und unfassbar vollmundig. Hier findet sich bei aller Schönheit der Teller kein Effekt um des Effekts wegen, nichts lenkt ab, alles dient einem wirklich beeindruckenden, harmonischen Geschmackserlebnis auf höchster Qualitätsstufe, das die Charakteristik der jeweiligen Zutaten hervorhebt und nicht verschleiert.
Dazu passte übrigens auch die absolut kompetente und an den Vorlieben der Gäste orientierte Weinberatung des sympathischen Sommeliers des Hauses.
Als es mit Candyshop und gemischter Tüte am Ende des Abends auch noch richtig sympathisch-lustig (und auch da: extrem lecker) wurde, hatten wir endgültig ein dauerhaftes Lächeln im Gesicht. Toll, dass es sowas wie das Schwarzgold inzwischen im Ruhrgebiet gibt. Wenn die nächsten Michelin-Sterne vergeben werden, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Restaurant vergessen wird. Wenn es gleich zum Start zwei Sterne gäbe, wäre das nur für Menschen eine Sensation, die noch nicht vor Ort waren. Wir kommen auf jeden Fall wieder, mit oder ohne Stern.