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Restaurantkritik – Ein Abend voller Kreativität, Region und Charakter
Ein kulinarischer Abend, der nicht nur den Gaumen, sondern auch das Herz berührt – genau das durfte ich erleben, als ich dem Restaurant des Reiterhof Stückler einen Besuch abstattete. Schon beim ersten Blick auf die Karte wird klar: Hier arbeitet kein gewöhnlicher Koch, sondern ein kreativer Kopf mit tiefem Gespür für regionale Zutaten und überraschende Kombinationen.
Unter dem Motto „Essbare Deko“ eröffnet ein Reigen an Kleinigkeiten, die nicht nur dekorativ sind, sondern geschmacklich voll überzeugen. Fermentierte Sauerrahmbutter, ein Kressetopf, dazu ein überraschend harmonischer Karottenschinken-Tatar – das Spiel mit Texturen und Aromen beginnt hier auf eindrucksvolle Weise. Besonders hervorzuheben: die feinsinnige Verbindung von Haselnusskrokant und Wasabi, akzentuiert durch ein intensives Himbeergel – alles handwerklich präzise gearbeitet und klar regional gedacht.
Dass sich der Küchenchef Ralph Kollnitzer mit den Jahreszeiten verbunden fühlt, merkt man nicht nur an den Zutaten, sondern auch an der Menüstruktur. Das Gericht „Saurer Fisch“ mit Saibling, Sauerkraut und Pumpernickel bringt ein traditionelles Motiv in eine moderne Form. Das Sauerkraut Beurre Blanc Eis ist dabei nicht nur ein kulinarischer Witz, sondern tatsächlich ein gelungener, sensorischer Balanceakt.
„Kraut und Rüben“ zeigt, wie man mit wenigen, regionalen Zutaten – Pastinake, Dill, Frischkäse – ein bodenständiges Gericht auf Gourmetniveau hebt. Hier kommt die Heimat auf den Teller, aber in überraschend eleganter Manier.
Ein absoluter Höhepunkt: das Gericht „Waldente“. Das Entenragout mit Fichtenwipfeln und Rote Bete war nicht nur geschmacklich tiefgründig, sondern auch ein Spiegel der Region. Die Verwendung von Birne und Hefe bringt eine fast poetische Note ins Spiel, die sowohl erdig als auch feinfühlig wirkt.
Zum krönenden Abschluss: „Frühlingserwachen“ – ein Dessert mit Milchbrötchen, Bienenwachssahne und Sauerklee-Eis, das mit vergorenen Erdbeeren spielt und das Geschmackserlebnis abrundet wie ein Frühlingstag mit letztem Tau.
Die Weinauswahl ist durchweg exzellent kuratiert: stilsicher, mutig und immer passend zum jeweiligen Gang. Regionale Weingüter finden ebenso ihren Platz wie charakterstarke Newcomer – ein Beweis, dass hier auch im Service mit viel Herzblut gearbeitet wird.
Besonders beeindruckend bleibt mir der Küchenchef selbst in Erinnerung: ein Mensch, der nicht nur sympathisch auftritt, sondern auch echtes Interesse an seinem Handwerk und seinen Gästen zeigt. Er nimmt sich Zeit für Erklärungen, wirkt dabei nie belehrend, sondern begeistert – genau so, wie man es sich wünscht.
Fazit: Ein rundum gelungener Abend, der zeigt, wie aufregend regionale Küche sein kann, wenn sie von einem kreativen, leidenschaftlichen Team getragen wird. Dieses Restaurant verdient nicht nur Aufmerksamkeit, sondern regelmäßige Wiederkehr.